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15. Sep 2015 20

Wartburg, Trabant und der „Franz Wittmann der DDR“

Knatternde Dreizylinder-Zweitaktmotoren sind Zeugen einer längst vergessenen Zeit – bei der Austrian Rallye Legends sind neben exakten Nachbauten auch Original-Fahrzeuge am Start: Rainer Seyfarth pilotiert mit 72 den originalen Trabant 800 RS, der Original-Copilot ist bereits 79. Hans-Peter Lohmann und Gundula Wawrzinek steuern einen Wartburg und sind schon im Lande – sie wollten unbedingt die Natur rund um Admont genießen...
„In Österreich sind unsere Männer besonders gern gefahren – die rauen Strecken waren genau richtig für den robusten Wartburg, und sprachlich hat man sich ja auch gut verständigen können“, streut die heute 89 Jahre alte Witwe des damaligen Werks-Copiloten von Wartburg, Paul Thiel unserem Land Rosen. Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren gehörten die österreichischen Rallyes wie die Alpenfahrt oder die Semperit-Rallye zu den großen Highlights des europäischen Motorsports.
In der DDR wiederum setzten die beiden ostdeutschen Automobil-Werke AWE (Wartburg) und AWZ (Trabant) auch Werksmannschaften ein: 1958 gewann das Wartburg 311er Coupe die Alpenfahrt. Bei der Austrian Rallye Legends powered by ARBÖ wird erstmals eine exakte Replika dieses Autos mit der Startnummer 43 an den Start gehen, im Cockpit sitzen Sven und Dirk Braune. Die Limousinen-Variante des Wartburg 311 wurde bei fast allen Läufen zwischen Griechenland und Finnland zum Einsatz gebracht, jeweils vier werksseitige Limousinen waren im Einsatz. Der Hintergrund: Errangen sie einen Sieg, kurbelte das die Verkaufszahlen in der Heimat an.
Einen Nachbau einer solchen Limousine bringen Hans- Peter Lohmann und Gundula Wawrzinek an den Start der Austrian Rallye Legends. Der Dreizylinder-Zweitakter wurde 1965 unter Kurt Otto/Hermann Hanf mit der Startnummer 72 bei der Akropolis-Rallye Klassensieger bis zu 1000 Kubikzentimeter Hubraum. Lohmann und Warzinek fahren bei der ARL mit Startnummer 46 und sind bereits zum dritten Mal dabei, da sie schon im Rahmen der Slowly Sideways-Truppe als Anheizer der damaligen ARBÖ-Rallye fungiert haben.

Mit Wartburg & Trabant ins Ausland

Hans-Peter Lohmann erzählt von einer Zeit, in der die Deutsche Demokratische Republik (DDR) noch streng kommunistisch war, lange vor dem Fall der Berliner Mauer: „An Motorsport hatte die Staatsführung kein allzu großes Interesse, da es sich um keine olympische Sportart handelte – die Leute waren damals versessen darauf, als erfolgreicher Sportler das Ausland sehen zu dürfen. Im Motorsport hatte unser Automobilklub, der ADMV das Sagen – er hatte die Aufgabe, die Einsätze zu organisieren.“
Alpenfahrt 1965 Raume Admont Wartburg 311 Otto-Hanf

Alpenfahrt 1965 Raume Admont Wartburg 311 Otto-Hanf

An Rallye-Begeisterung habe es auch im Osten nicht gefehlt: „Es gab eine sehr starke Motorsportszene, die Begeisterung war gleich hoch wie im Westen. Es gab zwei große Gruppen an Piloten: Die Werksfahrer und die Klubfahrer, die ihre Einsätze privat bestritten haben. Eines ist klar: Die DDR-Fahrer waren technisch absolut auf der Höhe, denn sie mussten sich alles selbst machen, während jene im Westen bereits ihre Mechaniker hatten. Die Fahrer aus der DDR mussten daher des Öfteren improvisieren – da waren echte Genies dabei.“
Lohmann fügt hinzu: „Um Werksfahrer zu werden, musste man natürlich der Kommunistischen Partei angehören – die große Gruppe der Klubfahrer kämpfte um die Meisterschaft der DDR. Denn der Meister hatte automatisch das Anrecht, in der Nationalmannschaft zumindest im sozialistischen Ausland anzutreten.“

„Für Motorsport hat man alles gegeben“

Rainer Seyfarth gehörte zu den besonders erfolgreichen Klubpiloten – er krönte sich mit seinem Trabant 800 RS gleich viermal zum DDR-Champion. Man nennt ihn daher gerne den „Franz Wittmann der DDR“. Hans-Peter Lohmann lacht: „Ja, Seyfarth war extrem erfolgreich. Für Motorsport hat man damals wirklich alles gegeben.“
Jener Rainer Seyfarth wird bei der kommenden Austrian Rallye Legends powered by ARBÖ selbst am Steuer eines originalen, im Jahr 1989 gebauten Trabant 800 RS Werksboliden sitzen – und das im „zarten Alter“ von 72 Jahren. Auf dem „heißen Sitz“ des Trabi sitzt der damalige Originalbeifahrer, der heute 79 Jahre alte Alfred Lichtenberger.

„Wollten die Natur in den Alpen genießen“

Hans-Peter Lohmann und seine Copilotin Gundula Wawrzinek sind bereits in Österreich angekommen, ihr grauer Wartburg wurde bereits auf einem Hänger im „Legnds“-Raum gesichtet.

Lohmann lacht: „Richtig, wir sitzen gerade in einem wunderschönen Naturpark, in einer Gastwirtschaft beim Abendessen – denn wir haben es uns nicht nehmen lassen, schon ein paar Tage früher anzureisen, um einfach diese herrliche Gegend genießen zu können. Ab Mittwoch steht dann die Austrian Rallye Legends auf dem Programm – da freuen wir uns schon sehr darauf.“
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